Privatpraxis Dr. Fischer & Kirschbaum

Vorsorge

Humane Papillomviren (HPV)

Humane Papillomviren sind so verbreitet, dass sich die meisten Männer und Frauen im Laufe ihres Lebens damit anstecken. Normalerweise bleibt eine Infektion mit den Viren unbemerkt. Manche Papillomviren können harmlose Warzen verursachen, wohingegen manche Virustypen das Risiko für bestimmte Tumore, vor allem Gebärmutterhalskrebs, erhöhen.

Papillomviren sind Krankheitserreger, die Entzündungen und Hautveränderungen hervorrufen können. Manche kommen nur beim Menschen vor. Sie heißen deshalb Humane Papillomviren (HP-Viren oder HPV). Sie dringen in die Haut oder Schleimhaut ein, vermutlich durch kleine Risse oder Verletzungen, und vermehren sich dort im Inneren der Zellen. HPV werden durch direkten Kontakt mit befallenen Haut- oder Schleimhautstellen übertragen.

Welche Folgen hat eine Infektion mit HPV?

Eine Infektion mit HPV verläuft in der Regel unbemerkt, verursacht keine Beschwerden und heilt meist von selbst aus. Eine seltene Folge kann jedoch Gebärmutterhalskrebs sein, er kann Jahre bis Jahrzehnte nach der Infektion entstehen.

Bis heute sind über 200 verschiedene HPV-Typen bekannt. Manche führen zur Bildung von Hautwarzen (Papillome). Etwa 40 Arten von HPV verursachen Infektionen von Haut- und Schleimhautzellen im Genitalbereich und sind sexuell übertragbar. Sie werden „genitale HPV“ genannt. Andere Typen befallen das Gesicht, die Hände oder Füße. Unterschiedliche HPV-Typen können gleichzeitig auftreten.

Genitale HP-Viren lassen sich wiederum in Hochrisiko- und Niedrigrisiko-Typen unterscheiden. Niedrigrisiko-HPV können Warzen im Genitalbereich (auch Feigwarzen oder Kondylome genannt) entstehen lassen. Feigwarzen sind zwar oft unangenehm, aber harmlos. Sie finden sich bei durchschnittlich etwa 1 % der Bevölkerung, häufiger aber bei sexuell aktiven jungen Menschen. Bei etwa einem Drittel der Betroffenen verschwinden Feigwarzen auch unbehandelt nach einigen Monaten von selbst wieder. Die häufigsten Niedrigrisiko-Typen sind HPV 6 und 11.

Welche Virentypen erhöhen das Krebsrisiko?

Hochrisiko-HPV setzen sich häufig in den Schleimhautzellen am Muttermund fest, im Übergangsbereich zwischen Scheide und Gebärmutterhals. Hier können sie zu Gewebeveränderungen (Dysplasien) führen, aus denen sich über die Jahre ein bösartiger Tumor entwickeln kann. Das passiert jedoch selten. Bei zwölf Hochrisiko-Typen gilt es als sicher, dass sie das Risiko für Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) erhöhen. Die wichtigsten sind HPV 16 und 18. Sie werden auch in Tumorgewebe am häufigsten nachgewiesen.

Neben Gebärmutterhalskrebs können HPV auch das Risiko für Tumore in der Scheide, am Penis, am After sowie im Mund- und Rachenraum erhöhen. Diese Tumore sind jedoch deutlich seltener als am Gebärmutterhals.

Wie steckt man sich mit HPV an?

Da HP-Viren weit verbreitet sind, infizieren sich die meisten sexuell aktiven Frauen und Männer im Laufe ihres Lebens mindestens einmal mit HPV. Im Normalfall werden die Viren vom Abwehrsystem erfolgreich bekämpft und verschwinden, ohne Beschwerden verursacht zu haben. Der Körper merkt sich dies nicht, man kann sich wiederholt mit HPV anstecken.

Weil HP-Viren unsichtbar in Haut- und Schleimhautzellen im gesamten Genitalbereich sitzen können, kann man sich bei jedem intimen Hautkontakt anstecken, nicht nur beim Geschlechtsverkehr. Eine Ansteckung über Körperflüssigkeiten wie Sperma, Blut oder Speichel gilt als unwahrscheinlich. Die Viren können aber beim Oralverkehr übertragen werden, wenn die Mundschleimhaut mit HPV-infizierten Hautstellen in Berührung kommt.

Weitere seltene Übertragungswege sind: Badewasser, Sexspielzeug, das nicht ordnungsgemäß gereinigt wurde und Handtücher, welche unter 60° gewaschen wurden.

Frauen und Männer stecken sich ähnlich häufig an. Mögliche Infektionsfolgen wie Krebs entwickeln sich bei Männern jedoch seltener. Bei Frauen ist das Infektionsrisiko bis zum Alter von etwa 30 Jahren am größten.

Infektionen mit HPV lassen sich direkt mit einem HPV-Test nachweisen oder indirekt durch einen Abstrich an Schleimhautveränderungen erkennen.

Wie schützt man sich vor HPV?

Da HP-Viren so weit verbreitet sind, kann man sich bereits beim ersten intimen Kontakt mit HPV anstecken. Wer sich sicher vor einer Ansteckung schützen wollte, müsste völlig enthaltsam sein oder einen Partner haben, die oder der ebenfalls keine anderen intimen Kontakte hat und hatte.

Kondome schützen nicht zuverlässig vor HPV, weil sie nicht alle Hautstellen im Genitalbereich abschirmen, die befallen sein können. Dennoch verringern sie das Ansteckungsrisiko. Zudem schützen Kondome vor vielen anderen sexuell übertragbaren Krankheiten.

Für Mädchen und Jungen steht eine Impfung zur Verfügung. Die Impfstoffe können vor einer Infektion mit bestimmten HPV-Typen schützen. Damit sinkt auch das Risiko, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken.

Was bedeutet HPV für eine Partnerschaft?

Eine HPV-Infektion macht sich bei Männern wie Frauen nur selten bemerkbar. Weil Frauen sich häufiger untersuchen lassen als Männer, wird bei ihnen auch eher ein HPV-Test gemacht – etwa, weil im Rahmen eines Abstrichs eine Schleimhautveränderung am Muttermund festgestellt wurde. Nach der Diagnose fällt es manchen Frauen schwer, ihren Partner oder ihre Partnerin über die Infektion zu informieren. Doch auch in einer festen Beziehung können beide Partner HPV haben. Wer zuerst infiziert war oder wie lange die Ansteckung zurückliegt, lässt sich nicht feststellen und spielt für den Verlauf der normalerweise harmlosen Infektion keine Rolle.

Bislang ist unklar, ob sich beide Partner immer wieder gegenseitig neu anstecken können. Es gibt jedoch Hinweise, dass sich Gewebeveränderungen am Gebärmutterhals der Frau eher wieder zurückbilden, wenn ein Paar beim Geschlechtsverkehr regelmäßig Kondome benutzt. Dies spricht dafür, dass die Kondome vor dem Kontakt mit den Viren des Partners zumindest zum Teil schützen.

Was passiert, wenn die Infektion anhält?

Die meisten HPV-Infektionen heilen von selbst aus, da das Immunsystem die HP-Viren erkennt und beseitigt. Gelingt dies nicht, dauert die HPV-Infektion über einen längeren Zeitraum an. Bisher gibt es keine Behandlung, die HP-Viren direkt bekämpfen kann.

Wenn sich die Viren dauerhaft ansiedeln, können sie Gewebeveränderungen hervorrufen. Diese bilden sich oft wieder zurück. Sie können aber auch bestehen bleiben oder sich weiterentwickeln. Bei einigen Menschen entstehen, je nach Virustyp, stärkere Gewebeveränderungen, aus denen sich Krebs entwickeln kann.

Was lässt sich gegen Genitalwarzen tun?

Viele Feigwarzen sind nicht sicht- und spürbar, andere entwickeln sich zu festen Knötchen mit unregelmäßiger Oberfläche. Sie sind wenige Millimeter klein bis mehrere Zentimeter groß und rötlich, bräunlich oder weißlich gefärbt. Meistens kommen sie gehäuft vor. Je nachdem, wie groß sie sind und wo sie sich gebildet haben, können sie Beschwerden wie Jucken oder Brennen verursachen.

Genitalwarzen können lokal mit einem Medikament (einer Salbe oder Lösung) behandelt oder operativ entfernt werden. Welche Therapie im Einzelfall infrage kommt, hängt ebenfalls von der Beschaffenheit der Warzen ab und davon, wo sie sich genau befinden und wie weit sie sich ausgebreitet haben.

Gebärmutterhalskrebs: Früherkennung und Vorsorge

Eine regelmäßige Teilnahme an Früherkennungsuntersuchungen kann Gebärmutterhalskrebs vorbeugen.

Gebärmutterhalskrebs (medizinisch: Zervixkarzinom) entsteht durch Gewebeveränderungen am Muttermund. Diese können durch Früherkennungsuntersuchungen erkannt und anschließend entfernt werden, bevor sie sich möglicherweise zu Gebärmutterhalskrebs entwickeln. Deshalb kann man bei dieser Untersuchung von Vorsorge sprechen. Seit der Einführung der Früherkennungsuntersuchungen in den 1970er Jahren erkranken deutlich weniger Frauen an Gebärmutterhalskrebs als zuvor.

Aus diesem Grund sollten Frauen ab 20 Jahren eine regelmäßige Untersuchung zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs durchführen lassen. Derzeit besteht die Untersuchung aus einem sogenannten PAP-Abstrich auf Zellveränderungen.

Eine andere Möglichkeit zur Früherkennung ist der HPV-Test. Er sucht nach Humanen Papillomviren (HPV), die als Hauptverursacher von Gebärmutterhalskrebs gelten. Dieser sollte ab dem 30. Lebensjahr regelmäßig durchgeführt werden.

Wie läuft der Pap-Test ab?

Die Frauenärztin oder der Frauenarzt führt ein Instrument (Spekulum) in die Scheide ein und entnimmt mit Bürstchen Schleimhautzellen: einmal vom Muttermund und einmal aus der Öffnung des Gebärmutterhalses. Diese Abstriche dauern wenige Sekunden und sind meist schmerzfrei.

Die Zellproben werden zur weiteren Untersuchung in ein Labor geschickt und dort unter dem Mikroskop untersucht. Dabei zeigt sich, ob es veränderte Zellen gibt und wie stark sie sich verändert haben. Das Testergebnis erhält die Frauenarztpraxis meist innerhalb einer Woche.

Welches Ergebnis kann der PAP-Abstrich haben?

Bei den meisten Frauen ist das Ergebnis unauffällig. Dann reicht es, den nächsten PAP-Abstrich nach einem Jahr wahrzunehmen. Auch hinter den meisten auffälligen Ergebnissen stecken harmlose oder gut behandelbare Veränderungen und kein Krebs.

Die Behandlung einer Gewebeveränderung hängt davon ab, wie weit die Veränderung fortgeschritten ist. Leichte und mittelgradige Dysplasien werden meist nur beobachtet. Bei hochgradigen Veränderungen wird ein Eingriff empfohlen, da sie sich häufig zu Krebs weiterentwickeln.

Der HPV-Test

Beim HPV-Test wird untersucht, ob der Gebärmutterhals mit HP-Viren infiziert ist, die Gebärmutterhalskrebs verursachen können. Ob die Infektion von selbst wieder verschwindet oder bestehen bleibt, kann der Test nicht vorhersagen. Durch den Test lässt sich herausfinden, mit welchem Virustyp eine Frau infiziert ist:

  • Weist der Test Hochrisiko-HP-Viren nach, besteht ein erhöhtes Risiko für Gebärmutterhalskrebs.
  • Wenn der Test bei einer Frau keine HP-Viren findet (negativer HPV-Test) und ein Zellabstrich unauffällig war, besteht zum Test-Zeitpunkt kein Risiko, Gebärmutterhalskrebs zu entwickeln.

Bei einer bestehenden Infektion mit HPV wird eine halbjährliche Krebsvorsorgeuntersuchung angeraten.

Genauso wie beim PAP-Test wird für den HPV-Test ein Zellabstrich vom Muttermund und aus der Öffnung des Gebärmutterhalses entnommen.

Welche Vorteile hat die Früherkennung?

Der wichtigste Vorteil der Früherkennung ist, dass Vorstufen rechtzeitig entdeckt und entfernt werden können. Durch eine regelmäßige Teilnahme sinkt das Risiko deutlich, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken. Belastende Behandlungen wie Operationen, Bestrahlungen und Chemotherapien lassen sich vermeiden. Zudem können die Heilungschancen eines Tumors besser sein, wenn er früher entdeckt wird.

HPV-Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs

Wovor schützt die HPV-Impfung?

Die HPV-Impfung schützt vor den HP-Viren, die am häufigsten Gebärmutterhalskrebs auslösen. Durch eine Infektion mit diesen Viren können sich Gewebeveränderungen (Dysplasien) bilden, aus denen Krebs entstehen kann. Zudem kann einer der Impfstoffe auch vor Feigwarzen im Genitalbereich schützen. Feigwarzen sind zwar oft unangenehm, aber harmlos.

Die HPV-Impfung kann die Zahl hochgradiger Dysplasien (CIN 3) senken, die eine Vorstufe von Gebärmutterhalskrebs sind.

In Deutschland sind die Impfstoffe Cervarix und Gardasil 9 auf dem Markt.

Cervarix wirkt ausschließlich gegen HPV 16 und 18, somit keinen Schutz vor Feigwarzen.

Gardasil 9 schützt vor insgesamt 9 HP-Viren, die für insgesamt etwa 75 bis 90 % aller Gebärmutterhalskrebs-Erkrankungen verantwortlich sind. Er schützt auch vor Feigwarzen.

Die Impfung wirkt nicht gegen schon bestehende HPV-Infektionen oder vorhandene Feigwarzen.

Für wen ist die Impfung gedacht?

Die HPV-Impfung wird seit 2007 für Mädchen im Alter von 9 bis 14 Jahren angeboten, seit 2018 für alle Jugendlichen dieses Alters. Die Kosten übernehmen die Krankenkassen; einige auch über diese Altersgrenze hinaus. Eine versäumte Impfung sollte spätestens bis zum 18. Geburtstag nachgeholt werden. Um eine Ansteckung mit HPV schon vor dem ersten Geschlechtsverkehr zu verhindern, wird empfohlen, die Impfung möglichst früh abzuschließen.

HPV Impfung ab 18 Jahren

Auch Frauen und Männer ab 18 können ggf. von der Impfung profitieren. Abhängig von Sexualverhalten, Zahl der bisherigen Partner, Verwendung von Kondomen ist das Risiko für eine schon erworbene HPV-Infektion sehr unterschiedlich. Auch die Wahrscheinlichkeit sich mit allen im Impfstoff enthaltenen Virustypen gleichzeitig infiziert zu sein, ist relativ unwahrscheinlich.

Die Krankenkassen übernehmen in diesem Falle die Impfung nicht. Aber klären Sie es mit Ihrer Kasse ab.

Was passiert bei der Impfung?

Der Impfstoff wird in die Muskulatur des Oberarms gespritzt. Er enthält keine vermehrungsfähigen Viren, sondern Eiweißstoffe, die der Virushülle entsprechen. Der Impfstoff kann keine Infektion auslösen, führt aber trotzdem zu einer Abwehrreaktion: Es werden schützende Antikörper gebildet.

Normalerweise besteht die Impfung aus zwei Spritzen in einem Abstand von fünf Monaten. Wird schon vor Ablauf der fünf Monate ein zweites Mal geimpft, dann muss nach einigen Monaten ein drittes Mal gespritzt werden. Drei Spritzen sind auch dann notwendig, wenn ein Jugendlicher bei der ersten Spritze schon über 14 Jahre alt ist.

Wie lange hält der Impfschutz an?

Ob der Impfschutz lebenslänglich besteht bzw. ob und ggf. wann eine Auffrischung sinnvoll ist, lässt sich derzeit noch nicht sagen. Bisherige Daten lassen aber erahnen, dass der Impfschutz einen längeren Zeitraum anhält.

Welche Nebenwirkungen hat die Impfung?

In den bisherigen Studien haben sich keine ernsthaften Nebenwirkungen gezeigt. Es kann zu den üblichen Impfnebenwirkungen wie Rötung, Schmerz und Schwellung im Bereich der Einstichstelle kommen. In seltenen Fällen treten weitere Nebenwirkungen auf.

Bei Fieber oder einer Infektion sollte nicht geimpft werden. Falls es bei der ersten Spritze zu allergischen Reaktionen gekommen ist, sollte keine zweite Spritze gegeben werden.